Am 13. Juli feierte ein neues Format von SoVD.TV Premiere. In Kooperation mit der Polit-Agentur Nawrocki PR und der Aktion Mensch widmet sich SoVD.TV dem Thema „Inklusion und Mobilität“.
Zu Gast waren Stephanie Aeffner, von 2016 bis 2021 Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg für die Belange von Menschen mit Behinderungen. Seit 2021 sitzt sie für die Grünen im Bundestag und ist in ihrer Fraktion Berichterstatterin für Behindertenpolitik und Sozialhilfe.
Vorgaben zu leicht zu umgehen
Mit dabei waren außerdem Constantin Grosch, Inklusionsaktivist und Kandidat der SPD für die Landtagswahl in Niedersachsen, sowie Dominik Peter. Er ist Vorsitzender des Berliner Behindertenverbandes, sowie Journalist und mehrfacher Deutsche Meister im Schwimmen. Nach einem Berufsunfall sitzt der Olympiateilnehmer im Rollstuhl.
Erstmals fand die Sendung vor Live-Publikum statt. Die 11. Klasse einer Berliner Schule verfolgte den Talk im Studio.
Im Gespräch zeigte sich, dass es bis zur Barrierefreiheit noch ein weiter Weg ist. Die Ursachen dafür sind vielfältig. So ist beispielsweise seit dem 1. Januar laut Personenbeförderungsgesetz die vollständige Barrierefreiheit für die Nutzung des ÖPNV vorgeschrieben. Doch bis zur tatsächlichen Umsetzung ist es noch ein weiter Weg. Stephanie Aeffner kritisierte, dass es zu einfach sei, Ausnahmeregeln zu definieren und so den Maßgaben zu entgehen.
Barrierefreiheit in allen Bereichen mitdenken
Constantin Grosch betonte, dass ein weit gefasster Begriff von Barrierefreiheit nötig sei. Dazu zählten nicht nur klassische Hilfsmittel wie Rampen oder Lifte, sondern auch digitale Hilfsmittel und Mobilitätshelfer. Zudem käme es jetzt darauf an, auch Anbieter neuer Mobilitätsformen wie Share-Angebote oder Fahrdienstleiter zu Barrierefreiheit zu verpflichten. Ansonsten gebe es dort in einigen Jahren die gleichen Probleme wie jetzt schon bei etablierten Services.
Dominik Peter berichtete von seinen Erfahrungen aus dem Flugverkehr, wo es für Menschen im Rollstuhl ebenfalls erhebliche Probleme gebe, etwa bei Mobilitätshilfen, aber auch im Sanitärbereich.
In einem kurzen Interview kam auch Prof. Dr. Andreas Knie, Leiter der Forschungsgruppe Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung am Wissenschaftszentrum Berlin, zu Wort. Er plädierte für eine Aufwertung des öffentlichen Personenverkehrs, damit dieser wirklich für alle interessant und attraktiv würde.